Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!

Augencamps

Can you see? – I can see!

Am schönsten war der Moment, in dem die Operierten das erste Mal ihre Klappe vom Auge genommen bekamen. Wir wurden so oft gesegnet, sahen eine Frau vor Freude tanzen, Menschen in die Gesichter ihrer Verwandten schauen und das Bergpanorama hinter der Stadt bewundern. Das war unglaublich ergreifend!

Bei unserem Besuch in Gati im Jahr 2005 fiel uns auf, dass verhältnismäßig viele Dorfbewohner Augenprobleme haben. Besonders bedrückend war der Anblick derjenigen Menschen, die gänzlich erblindet und somit völlig vom alltäglichen Leben isoliert sind.
Uns wurde erklärt, dass es sich um den Grauen Star handelt, der in Entwicklungsländern weit verbreitet ist. Eine Ursache sind Mangelerscheinungen aufgrund der vitaminarmen und einseitigen Ernährung. In Nepal hat zudem die intensive Sonneneinstrahlung während der Trockenzeit in Verbindung mit der Höhenlage vieler Orte starken Einfluss.
Die Krankheit tritt in Nepal vorwiegend bei älteren Menschen auf. Wir haben aber auch betroffene Jugendliche gesehen. Unheilbar ist der Graue Star nicht, er lässt sich operativ behandeln. Viele am Grauen Star erkrankte Nepalesen können die Kosten für die Operation selbst nicht aufbringen und sind somit auf die Unterstützung Dritter angewiesen. Viele Menschen wissen aber auch nicht, dass es eine Heilungschance gibt.
Wir wurden erstmalig mit so einer Situation konfrontiert und es war nicht einfach, damit umzugehen. Noch in Gati fragten wir Raj, ob es eine Chance zur Hilfe gibt. Raj erzählte uns vom Tilganga Eye Center  [Link zu www.tilganga.org] in Kathmandu. Dieses Krankenhaus führt auch mobile Augencamps außerhalb Kathmandus durch. Bei diesen Camps wird Tilgange von der Nichtregierungsorganisation Joy Foundation unterstützt. Diese übernimmt die Logistik des Camps und die vorab stattfindenden Screening-Termine. Gemeinsam führen sie durchschnittlich zehn Augencamps pro Jahr durch. Diese ermöglichen erblindeten Menschen die notwendige Operation, die sie sich normalerweise nicht leisten könnten. Da das Team, bestehend aus qualifizierten Ärzten des Eye Centres, Mitgliedern des Roten Kreuzes und freiwilligen Helfern, ehrenamtlich arbeitet, entstehen nur die Kosten für medizinische Versorgung, Transport und Verpflegung der Patienten. So kann eine Operation für ca. 24 US-Dollar durchgeführt werden.

2006

Für uns war jetzt klar – wir wollen helfen. Wir setzten uns das Ziel, ein solches Augencamp im Oktober zu finanzieren. Unser Hauptprojekt war dabei der Nepallauf im Juli, bei dem etwa 600 Läufer durch ihre Teilnahme das Anliegen unterstützten. Mit diesen Einnahmen und zahlreichen Spenden konnten wir den erforderlichen Betrag von ca. 4.600 Euro auf das Konto der Joy Foundation überweisen.
Im Rahmen unserer Nepalreise hatten wir dann die Gelegenheit, selbst  bei „unserem“ Augencamp in Chautara dabei zu sein und uns aktiv zu beteiligen. Unsere Aufgabe war es, die Patienten mit Essen zu versorgen und ihnen vor und nach der Operation Augentropfen zu verabreichen. Wir durften sie auch auf ihren Wegen entlang der einzelnen Stationen vom Augentest, über die Vorbereitung zur Operation, bis hinein in das Operationszimmer begleiten. Die Ärzte erklärten dabei jeden Vorgang genau und hatten immer ein offenes Ohr für unsere Fragen.
Der Arzt macht zuerst einen Schnitt in die Hornhaut. So gelangt er in das Innere des Auges, wo er vorsichtig den vorderen Teil der Kapsel öffnet und den harten Kern aus der Linse entfernt. Mit einem winzigen Instrument saugt er dann die weiche Linsenrinde ab, wobei der Kapselsack in seiner Form erhalten bleibt. Im Anschluss wird eine intraokulare Linse (IOL) implantiert. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erhält der Patient innerhalb von nur 2-3 Tagen nach der Operation seine volle Sehkraft zurück. Außer der kurzzeitigen Verwendung von Augentropfen ist keinerlei umfangreiche Nachsorge erforderlich.
Als wir wenige Tage später den Berg nach Gati hinauf stiegen, begegneten wir einer Gruppe Menschen. Diese trugen z.T. die uns wohl bekannten Augenklappen bzw. hingen ihnen die Augenklappen an den Wangen herunter. Die Augenklappen sollten aber sieben Tage getragen werden. Eine Orientierung durch das kleine Loch war ja möglich. Ein älterer Mann aus der Gruppe: „Ich habe mein Dorf und diese Berge drei Jahre nicht gesehen und werde jetzt diese Augenklappen nicht anlegen.“ Er entschuldigte sich dafür, drückte lange unsere Hände und sagte mehrmals „I can see!“. Wahrscheinlich der einzige englische Satz, den er kann und den man beim Augencamp als Antwort auf die Frage der amerikanischen Ärzte so oft gehört hat.
Allen fünf an Grauer Star erkrankten Bewohnern Gatis und 23 Menschen aus den Nachbardörfern konnte das Augenlicht zurückgegeben werden. Insgesamt wurden 175 Nepalesen teils an einem, teils an beiden Augen operiert. Die Menschen in Gati sind stolz darauf, dass unser gemeinsames Projekt Anlass war, ein solches Augencamp zu finanzieren. Die Aktion hat das Dorf im ganzen Land bekannt gemacht.Wir haben so viel Dankbarkeit empfangen und hatten so viele schöne Augenblicke, die wir gern mit allen geteilt hätten, die uns unterstützt und dieses Projekt mitfinanziert haben! Denn ohne die zahlreichen Teilnehmer am Nepallauf und die vielen Spenden wäre das alles so nicht möglich gewesen. Danke!

2009

Der Erfolg des Projektes motivierte uns, ein weiteres Augencamp durchzuführen. Im Januar war es dann so weit: Zwei Schüler der Namaste Nepal S-GmbH, Projektkoordinator Steffen Judersleben und Andreas Lietzmann, dessen Firma „eab“ die Flugtickets gesponsert hatte, machten sich auf den Weg nach Nepal, um in Barhabise beim Augencamp dabei zu sein. Es wurden 101 Patienten erfolgreich operiert.

2010

Das dritte Augencamp fand in einer etwas anderen Art statt. Schwerpunktthema war die Untersuchung von Menschen mit Augenbeschwerden. Es wurden 606 Personen untersucht und 16 Patienten am Grauen Star operiert.