Stand vom 13. Mai 2021: In den letzten 24 Stunden gab es 8960 neue Coronafälle, 214 Menschen sind gestorben. Insgesamt liegt die Zahl der Verstorbenen bei 4466 (→ zu den aktuellen Zahlen). Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer sehr viel höher ist. Nepal verzeichnet derzeit 47 Prozent positive Ergebnisse der täglich ca. 18.000 durchgeführten Tests.
Seit 29.04.21 gibt es wieder einen Lockdown und auch die Grenze zu Indien wird inzwischen kontrolliert. Allerdings kamen diese Maßnahmen leider viel zu spät: Indien hatte schon wochenlang täglich zwischen 350.000 und 400.000 neue Fälle, bevor die Regierung in Kathmandu auf die Idee kam, keinen freien Grenzverkehr mehr zuzulassen. Da viele Nepalesen in Indien arbeiten und umgekehrt, ist diese über tausend Kilometer lange Grenze stark frequentiert. Gleichzeitig fanden bis Ende April auch noch mehrere gut besuchte religiöse Festivals und auch öffentliche Events statt, die weiter dazu beitrugen, dass das Virus sich ungebremst verbreiten konnte.
Die Parallelen zu Indien lassen das Schlimmste befürchten (→ Our World in Data).
Einen Tag, nachdem in den am meisten betroffenen Regionen wieder eine Ausgangssperre verhängt worden war, erklärte die Regierung dann auch schon, dass die Zahl der Infektionen nicht mehr vom Gesundheitssystem zu stemmen sei …
In 22 der 77 Regionen von Nepal gibt es in den Krankenhäusern keine freien Betten mehr. Das Gesundheitssystem kollabiert aufgrund der hohen Zahl der Schwererkrankten. Fast alle Krankenhäuser berichten von kranken Menschen, die in den Korridoren und Innenhöfe verzweifelt auf Hilfe warten oder aufgrund überfüllter Notaufnahmen abgewiesen werden. Es fehlt überall an medizinischen Geräten, PCR Tests, Sauerstoffkompressoren und Schutzmaterialien für das medizinische Personal.
Leider sind die Betroffenen in Nepal diesmal deutlich jünger als in der ersten Welle (20 % sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren) und die Krankheit verläuft schwerer. Auch wurden bisher nur ca. 7 % der Bevölkerung zumindest teilweise geimpft. Fatalerweise hat nun Indien, aus dem der größte Teil der Impfstoffe stammte, die Lieferungen wegen Eigengebrauch eingestellt. Die Abhängigkeit von Indien stellt jetzt, da das Nachbarland all seine medizinischen Ressourcen selbst benötigt, ein großes Problem dar.
Der überlebenswichtige Sauerstoff, den Nepal momentan am allerdringendsten benötigt, kann zwar in Produktionsanlagen in Nepal hergestellt, jedoch dann nicht an die Krankenhäuser weitertransportiert werden, da es an Sauerstoffflaschen mangelt.
Wenn Hilfe nicht mehr über die Grenze kommt, kann sie nur eingeflogen werden. – aber wegen der Krise sind fast alle Flüge eingestellt worden. Nur zweimal pro Woche kommt ein Flugzeug aus Delhi nach Kathmandu.
Außerdem ist in Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt, ein großer Teil der Menschen mangelernährt und hat Malaria, Dengue-Fieber, Cholera etc. hinter sich, was sie noch anfälliger für Covid-19 macht.
Diese Armut spiegelt sich gleichzeitig in der unzureichenden Gesundheitsversorgung wider. Für fast 30 Millionen Menschen stehen lediglich 1.595 Intensivbetten und 480 Beatmungsgeräte zur Verfügung. Hinzu kommt ein extremer Ärztemangel: Gemäß WHO kommt auf mehr als 5.000 Einwohner nur ein Arzt. Für alle Einwohner Nepals gibt es nur 46 Lungenspezialisten. Im Moment wird sowohl pensioniertes medizinisches Personal als auch das Militär rekrutiert, um die Situation irgendwie zu bewältigen.
European Commission, Please send Covid19 Vaccines and Emergency Aid to Nepal