Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!
10.12.2023

Reisebericht 2023

Welcome to Nepal – Namaste!! Auch dieses Jahr ging für einige Schüler ein langersehnter Traum in Erfüllung.
An dieser Stelle teilen wir gern unsere Erlebnisse und Begegnungen mit den herzlichen und hilfsbereiten Menschen Nepals mit allen Interessierten. Wir nehmen euch mit in unsere Partnerdörfer, zu unseren nepalesischen Freunden, in eine Welt farbenfroher Gassen, belebter Stadtviertel, liebevoller Menschen, traumhafter Landschaften, in eine Kultur, geprägt von Tanz, Musik, Fröhlichkeit und Farbenfreude, in ein Land, welches nicht vielseitiger sein könnte.
Am 30.09. begann unsere Reise. Mit Quatar-Airways ging es zunächst nach Doha. Dort hieß es, innerhalb von 50 Minuten umzusteigen in unseren Flieger nach Kathmandu. 0.45 Uhr, nach knapp 11 Stunden, erreichten wir schließlich unser Ziel. In Kathmandu angekommen, wurden wir herzlich von Nima und Bipin empfangen.

Wir checkten im Hotel ein. Gegen 2.00 nachts schauten wir uns die imposante Bodnath-Stupa, nahe des Hotels an. Dann ging es schnell ins Bett, um wenigstens noch ein wenig Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Bereits im Halbschlaf war uns klar, dass das Leben hier ganz anders ist – kulturell, sozial, wirtschaftlich – einfach alles war grundverschieden von Deutschland.

 

 

In den ersten zwei Tagen tauchten wir in die Kultur, die Kulinarik und das Leben der Hauptstadt Nepals ein. Wir erkundeten die Umgebung, tauschten Geld, besuchten ein Kloster und eine Teppichweberei. Jeder Faden wurde per Hand liebevoll ausgewählt und zu einem symmetrischen Muster zusammengewebt. Jan Kath Rug & Art Space ist ein nepalesisch-deutsches Joint Venture und wir waren die erste deutsche Besuchergruppe.

 

 

Raj zeigte uns Swayambunath, den Affentempel, mit herrlichem Blick auf Kathmandu. Zudem hatten wir die Gelegenheit uns eine Mandalamanufaktur anzuschauen. Mit einem Willkommensessen klang der Tag in einem traditionellen, nepalesischen Restaurant aus. Dhal Bat, das nepalesische Nationalgericht, bestehend aus Reis mit Linsensuppe und durchaus scharfen diversen Gemüsebeilagen, stand auf dem Speiseplan.

 

 

Am nächsten Tag besuchten wir die Bodnath-Stupa, ein Wahrzeichen Kathmandus, und die Pashupatinath-Tempelanlage, eine der bedeutendsten heiligen Stätten der Hindus, am Bagmati-River. Die Religion spielt in Nepal eine große Rolle – die Stupas mit den farbenfrohen Gebetsfahnen, riesigen Tempelanlagen und die Mönche in ihren roten Gewändern waren allgegenwärtig.

 

 

Nach zwei Tagen verließen wir die Hauptstadt. Auf uns warteten 4 Stunden abenteuerliche Busfahrt nach Borderlands. Anschließend stiegen wir über einen Pfad rund eine Stunde zu unserem Partnerdorf Gati auf. Bereits nach einer halbe Stunde hörten wir die ersten musikalischen Klänge. Das halbe Dorf war auf dem Weg nach unten, um uns Willkommen zu heißen. Jung und Alt begleiteten uns gut gelaunt und freundschaftlich ins Dorf. Die Dorfmusikanten spielten ununterbrochen. Trotz des Regens und der Vielzahl an Blutegeln war es ein einmaliger und unbeschreiblicher Augenblick. Das ganze Dorf begrüßte uns mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Es wurde gesungen, getanzt und wir wurden mit liebevollen Worten, herzlichen Umarmungen, bunten Blumen, Tikkas und Khatas überhäuft. Unsere Gastfamilien nahmen uns freundlich auf, stellten sich vor, zeigten uns das Haus und unsere Schlafstätte für die nächsten fünf Nächte. Wir waren sehr schnell im Dorfleben angekommen.

 

 

In den darauffolgenden Tagen erwartete uns ein umfangreicher und vielgestaltiger Tagesablauf. Zunächst besuchten wir unsere Partnerschule, die Gati Secondary School. Es gab eine umfangreiche Begrüßungszeremonie mit einem bunten Programm aus Tanz, Musik und sehr ausführlichen Reden.
Zudem nahmen wir am Unterricht teil und gestalteten selbst eine Unterrichtsstunde. Besonders wichtig war uns der Austausch mit den gleichaltrigen Schülern und den Lehrern, inkl. des Schuldirektors, unserer Partnerschule. Vorrangig ging es um die Verbesserung der Unterrichtsgestaltung und die Einführung neuer Lernmethoden. Eine Weiterführung der Montessori-Ausbildung auch im Grundschulbereich wurde kritisch bewertet, dies würde der staatliche Lehrplan nicht zulassen. Entwicklungsbedarf gibt es auch bei der Computer- und Internetnutzung durch die Lehrer. Wir sehen dies als Chance den Unterricht attraktiver und abwechslungsreicher zu gestalten.

 

 

Der Besuch des Kindergartens in Gati hat uns sehr beeindruckt. Die zwei Aufenthaltsräume waren mit vielen bunten Papierblumenketten und Schmetterlingen aufwendig dekoriert. In der ersten Etage wurden uns die Räume für die Umsetzung des Montessori-Bildungskonzeptes für die „Großen“ im Kindergarten gezeigt. Die Leiterin und drei junge Frauen (sie teilen sich das Gehalt für eine Stelle) betreuen und unterrichten die Kleinen. Die Kinder lernen bereits mit 3,5 Jahren erste englische Begriffe und setzen diese in Musik, Tanz und kleinen Spielen um. Die Kindergärtnerinnen führten uns in die Montessori-Methode ein und zeigten uns, was die Kinder alles lernen. Unser Projektplan für 2023 enthielt unter anderem hierfür die finanziellen Mittel. Die Umsetzung jetzt mit eigenen Augen zu sehen, war etwas ganz Besonderes und gab uns die Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg richtig ist.

 

 

Außerdem schauten wir uns die Kaffeepflanzen im Dorf an und lernten traditionell Kaffee zu rösten und zu mahlen. Wir sprachen mit den Mitgliedern des Jugendclubs und der Muttergruppe über das weitere Vorgehen. So erklärte sich u.a. die Muttergruppe bereit, den Jugendclub bei der Ernte und Pflege der Kaffeepflanzen zu unterstützen.
Es ist wunderbar zu sehen, welche tollen Erfolge unser kleines Projekt „die Frauengruppe lernt Englisch“ in so kurzer Zeit erzielte.

 

 

Neben der Projektarbeit in Gati besuchten wir auch die Schulen und Kindergärten in Mandra, Sotang und Dandakateri. Tief beeindruckte uns der Besuch der Schule in Mandra. Junge, motivierte Lehrer sorgen hier für eine fröhliche, unbeschwerte Atmosphäre im Schulalltag. An allen Schulen wurden wir mit aufwendigen wie beeindruckenden Programmen begrüßt.

 

 

Mit dem Jeep besuchte unser Projektkoordinator Steffen Judersleben gemeinsam mit Antonia, Nima und Mohan drei Schulen, die zu Fuß für uns nicht so einfach erreichbar waren. Die Schule im Projektdorf Singarche verzeichnete einen sehr starken Schülerzuwachs. Die Schule wurde zu klein, sodass provisorisch mit „Wellblechräumen“ gegengesteuert wurde. Letztendlich wurde in einem Meeting mit Vertretern des Schulkomitees, den Lehrern und dem Schuldirektor festgelegt, dass eine Planung für einen Flachbau mit vier Klassenzimmern von der Schule zu erstellen ist. Die benötigten finanziellen Mittel sowie das Gehalt für zwei zusätzliche Lehrer sollen im Entwurf des Projektplanes vorgesehen werden.
Hier noch ein kleiner Einblick in das Leben in Gati: Überall laufen Hühner und Hunde kreuz und quer herum. Selbst am frühen Morgen sind die sehr naturbelassenen „Dorfstraßen“ schon belebt. Die Kinder spielen Fußball, Cricket und die ersten machen sich auf den Weg zur Schule. Einige wenige Jugendliche fahren dröhnend auf ihren Motorrädern, die Hunde genießen die ersten Sonnenstrahlen und suchen nach etwas Fressbarem. Die Männer sind schon eifrig in Gespräche vertieft, die Mütter flechten ihren Kindern Zöpfe oder bereiten schon das Essen zu.
Die Zeit in unserem Partnerdorf Gati hat uns emotional sehr berührt. Wir haben viel gesungen, getanzt und gelacht, eine vielseitige Kultur und deren gutherzige Menschen kennengelernt, die uns in ihren Bann gezogen haben. Die Zeit war viel zu schnell vorbei und der Abschied fiel unglaublich schwer. Wir werden selbstverständlich weiter in Kontakt bleiben. Gute Freundschaften halten auch großen Entfernungen stand.

 

 

In Gati und den anderen Projektdörfern konnten wir mit eigenen Augen sehen, was durch unsere Arbeit in Freiberg und den Partnerschulen in Buchen, Olbernhau, Clausthal-Zellerfeld und Dortmund erreicht werden kann und wie unglaublich wichtig das Engagement für bessere Bildung in dieser Region Nepals ist. Wir haben aber auch erkannt, dass die Umsetzung der Projektideen kein Selbstläufer ist. Ohne das Engagement unserer Partnerorganisation Namaste Nepal Kathmandu, ohne Raj, Mohan, Nima, Durga, Wangdi und vielen anderen mehr, wäre dies nicht möglich.
Nach dem Abschied stiegen wir nach Borderlands, dem Tropical Island in real-life, ab. Einige Mitglieder des Jugendclubs begleiteten uns schon seit Gati und organisierten für uns ein unglaubliches Canyoning-Abenteuer. Zunächst gab es einige Rutschpassagen, eine steiler als die andere – mit Speed prasselten wir in das glasklare, kalte Wasser. Für die zwei letzten Teilstücke hieß es dann Abseilen, denn der Wasserfall war nur so zu überwinden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, nur an einem Seil mitten im Wasserfall zu hängen und frei in der Luft zu schweben. Weiter unten spürten wir unter den Füßen den rutschigen Stein der Felsen, darüber der Wasserfall, dessen Wasser uns manchmal nur sanft das Gesicht befeuchtete und manchmal stark auf uns niederprasselte.

 

 

Am Abend saßen wir in einer gemütlichen Runde gemeinsam mit den Mitgliedern des Gati Youth Club zusammen. Wir tauschten uns über die aktuellen Projekte aus, gaben Tipps und unterbreiteten Vorschläge. Es ist großartig zu sehen, wie vielseitig sich die Jugendlichen in ihrem Dorf engagieren und mit welchem Herzblut sie in den unterschiedlichsten Projekten dabei sind. Sie kümmern sich unter anderem um Blutspendeaktionen, die medizinische Versorgung, unterstützen das Kaffeeprojekt, legen neue Wege an und organisieren Canyoning-Abenteuer für Touristen und Einheimische.

 

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus über enge, schottrige Bergstraßen zurück nach Kathmandu. Am Folgetag ging es mit Trekkingrucksack weiter nach Pokhara. Für die 200 km haben wir ohne Stau knapp acht Stunden benötigt. Um 16.00 Uhr begann im kleinen Ort Phedi unsere achttägige Trekkingtour.

 

 

Während unseres Aufstieges zum Annapurna Base Camp (4.130m) sammelten wir zahlreiche Eindrücke.
Wir lernten die landschaftliche Vielfalt Nepals kennen und durchquerten mehrere Vegetationszonen. Die Guides führten uns durch immergrüne Wälder, entlang imposanter Wasserfälle, über meterlange Hängebrücken, bergan über endlose Anstiege, durch baumlose Graslandschaften bis an die Füße des schroffen, schneebedeckten Annapurna-Massivs. Wir gingen an unsere Grenzen, stiegen mehrere tausend Treppenstufen bergauf und lernten auch mit wenig auszukommen. Allein der Blick auf die umliegende Bergwelt, die magischen Sonnenauf- und -untergänge, die einfachen Verhältnisse in den Lodges, hinterließen einen tiefen Eindruck bei uns allen. Wir haben für die kurze Zeit ein völlig anderes Leben in bescheidenen Verhältnissen geführt.
Als wir am 5.Tag der Trekkingtour unser Highlight, das Annapurna Base Camp, auf 4.130 m erreichten, war alles von einem dicken Wolkenband eingehüllt. Wir hofften auf den nächsten Morgen. Stunden später warfen wir einen Blick nach draußen: die dichte Wolkendecke hatte sich aufgezogen und die Bergkette lag klar vor uns. Die gigantischen, weißen Gipfel mit dem Achttausender Annapurna I strahlten bereits vor Sonnenaufgang. Die Sonne ging auf und ließ die Bergkette in einem rot- orangem Farbton erstrahlen, der sich schließlich in einem hellen Gelbton verlief – was für ein Anblick.
Während des Abstiegs genossen wir immer wieder das atemberaubende Bergpanorama.

 

 

Bevor es wieder zurück nach Kathmandu ging, verbrachten wir noch anderthalb Tage in Pokhara. Erholung, Kultur und Shopping standen auf dem Plan. Wir besuchten den Shiva Tempel, die Devi’s Falls und lernten, die im Vergleich zu Kathmandu, ruhige Stadt kennen.

 

 

Mit einem gemütlichen Abschlussessen in Kathmandu endete unser Aufenthalt in Nepal. Gegen 2.15 Uhr des 21.10. ging es über Doha wieder zurück nach Berlin.
Schweren Herzens mussten wir uns von den Menschen, der Kultur und den Traditionen trennen. Das Land und seine Menschen haben uns mehr als beeindruckt, es ist uns ans Herz gewachsen. Die Nepalis haben uns gezeigt, dass uns trotz der unterschiedlichen Kultur und Lebensweise viel verbindet und noch viel mehr verbinden kann.
Weniger ist mehr – das hat uns die Nepalreise gezeigt. Es braucht nicht viel, um ein glückliches Leben zu führen. Die Reise hat uns offener für all das gemacht, das nicht von Geld oder Ansehen abhängig ist. Wir haben jeden einzelnen Augenblick, jeden Moment gelebt, genossen und in uns aufgenommen. Nepal hat uns beeindruckt, verändert und uns gezeigt, was wirklich zählt. Jeder Einzelne ist stark, aber nur gemeinsam können wir viel erreichen.


Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes. 

Autor:

Clara Hertzsch

Marketing-Abteilungsleiterin