Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!
23.04.2015

Erdbeben [7] | Bericht von Birgit

Wir sind zurück aus Gati. Es war ein unglaublich emotionaler Besuch bei unseren Freunden.Ich habe eine kleine Fotodokumentation fuer euch vorbereitet. Die Bilder sprechen fuer sich selbst. Fuer alle die bereits dort waren, dort Gasteltern haben, uebernachtet haben, mit den Leuten gefeiert, gelacht, geplant und gearbeitet haben, wird es doppelt so weh tun die Zerstoerung zu sehen.
In Gati (112 Haushalte) gibt es nur noch den neuen Kindergarten, ein Teil der neuen Schule und ein neues Ziegelhaus. In Dandakateri (75 Haushalte) gibt es noch 3 neue Hauser.

Waehrend der zwei Tage in Borderlands, Gati und Dandakateri hatte ich Angst. Wir hatten staendig starke Nachbeben, so wie man sie in Kathmandu nicht spueren kann, begleitet von dunklem Grollen tief aus dem Erdinnern. Der Weg hoch, ist voll mit gespaltener Erde, Erdrutschen, Felsen und Steinen, die nur noch an einem seidenen Faden haengen. Teile des Berges oder der gesamte Berg koennten jederzeit runterkommen. Aehnlich dem Erdrutsch, der letztes Jahr mehrere Doerfer etwas weiter unten weggewaschen hat. Was jedoch die Angst am meisten geschuert hat, war, dass Mohan und alle anderen uns angetrieben haben, nirgendswo stehen zu bleiben und schnell zu gehen. Wir sind noch nie so schnell rauf und runter und von einem Dorf zum anderen gerannt.
Es war schwierig, mich in dem Geroellhaufen zu orientieren. Wir konnten Gati nicht betreten, so wie wir es immer machen. Es war nicht sicher genug. Wir mussten von einer anderen Seite kommen. So sehr mir das Herz wehgetan hat, all die zerstoerten Hauser zu sehen, umso stolzer und beeindruckter war ich von der Haltung unserer Freunde. Kein einziges Wort der Beschwerde, Selbstmitleid oder Hass. Akzeptanz und Vorwaertsschauen mit einer Brise Humor ist die Devise. Hut ab.

Die meisten haben begonnen provisorische Ueberdachungen aus den Ueberresten der Hauser zu basteln. Mais waechst noch. Kaffeeplanzen sind ok. Ein Kaffeebauer hat sogar 45 kg Kaffeekirschen runtergebracht nach Borderlands, damit wir Probekaffee daraus machen koennen, um zu sehen wie die Qualitaet ist. Ich bin furchtbar stolz auf alle! Wir koennen alle was lernen von deren Einstellung. Weitermachen. Nicht aufgeben. Nicht hadern. Das beste rausholen.

Die Lieferung Reis, die wir mitgebracht haben, wurde zuallererst an die Dalits, die unterste Kaste, denen es am schlechtesten geht verteilt. Das haben sie so beschlossen.
Nun brauchen sie dringend Reis, Dhal und Plastikplanen, eine temporaere Schule und ein Platz zum Schlafen fuer die Lehrer. Das Leben geht weiter.

Liebe Gruesse von allen an Freiberg. Die erste Frage von Gatis Dorfbewohnern war „Wie geht es Steffen und Dagmar? Wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch uns gut.“

 

Hier der 2. Teil meiner Geschichte unserer Rollercoaster Fahrt in unsere Projektdoerfer Gati und Dandakateri. Mit viel Liebe haben die SchuelerInnen von Freiberg und Delft, sowie auch deren Eltern, Verwandten und alle Unterstuetzer die Schulen aufgebaut und an einer echten Partnerschaft gearbeitet. Es wurde Freundschaft – ein Home away from Home. Leider ist physikalisch nicht viel uebrig geblieben. Wir muessen wieder von vorn anfangen.

Der beste Anfang ist bereits getan wie uns folgende Geschichte zeigt. Als wir nach Gati kamen, empfang uns Krishna, ein Lehrer aus Dangadi. Er unterrichtet seit 1 Jahr in Gati Gativillage. Er erzaehlte uns, dass alle Lehrer daheim seien, da kurz vor dem Erdbeben die Ferien angefangen haben. Er beschloss seine Ferien in Gati verbringen. Am Tag des Erdbebens war er unten in Sukute bei Borderlands. Er ran um sein Leben, da riesige Felsblocke vom Berg runter kamen. Als klar war, dass er das Erdbeben ueberlebt hatte, blieb die Angst vor weiteren Beben, Erdrutschen und Steinschlaegen. Er konnte seine Eltern nicht erreichen, da kein Strom in der Gegend war. Er ueberlegt hin und her, was er machen sollte, bleiben und fuer die Kinder und Leute im Dorf da sein oder nach Hause gehen. Wir diskutierten wie wichtig es nun ist, den verstoerten Kindern nun Geborgenheit und Ablenkung anzubieten. Die Eltern sind beschaeftigt Notbehausungen aufzubauen, Essen zu organisieren, die Haeuser abzubauen und verwendbaren aus dem Geroell zu bergen. Keine Zeit fuer Kinder.

Einige Minuten hinter Dandakateri fanden wir einen Platz mit Telefonnetz. Er verschwand fuer ein paar Minuten. Als er wiederkam, hatte er ein Laecheln auf seinen Lippen. Er sagte mir freudestrahlend: ‚Birgit, ich konnte gerade mit meinen Eltern telefonieren und ihnen sagen, dass es mir gut geht. Ich habe soeben beschlossen, dass ich in Gati bleibe. Mit meinen SchulerInnen und fuer sie da bin. Der erste Stein ist gelegt. Jetzt muessen wir uns nur ueberlegen wie wir die Schulen wieder aktivieren koennen …

 

Autor:

Max Porstmann

Abteilungsleitung Marketing