Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!
18.09.2010

Nepalreise 2010

Nach einem weiteren Jahr voller Projektarbeit und Spendensammeln hieß es auch 2010 wieder „Namaste, Nepal!“. Vom 01. bis 21. Oktober besuchten wir zum sechsten Mal Nepal und unser Partnerdorf Gati. Die Besonderheit – für alle Freiberger Schüler war es der erste Besuch in Nepal. So waren die Vorfreude und Aufregung vielleicht noch ein wenig größer als in den Jahren zuvor. Auch in diesem Jahr begleiteten uns vier Schüler und ein Lehrer vom Grotius College. Die „Dutchies“ von unserer Partnerschule in Delft sind seit drei Jahren Projektpartner und finanzierten den Neubau einer Grundschule im Nachbardorf Dandakateri.

Die ersten Tage verbrachten wir in Kathmandu. Wo man hinschaut, alles ist neu und nicht mit Deutschland vergleichbar.

 

Beeindruckend waren die Besuche von Swayambunath, Bodnath und Pashupatinat. Über 2.000 Schüler aus armen Familien Kathmandus wuselten in der Bamboo-Schule, in der viele kleine Bambus-Häuschen die Klassenzimmer bilden. Voller Spannung erwarteten wir den Besuch in unserem Kinderheim, wo wir sehr herzlich begrüßt wurden. Alle 14 Kinder waren da. Hira, er stellt sein Haus für die Kinder zur Verfügung, zeigte uns voller Stolz die neuen Räume, einschließlich der neuen Küche. Wir hatten im letzten Jahr 3.000 Euro für dieses Projekt bereitgestellt und konnten ein Jahr später feststellen, dass es die richtige Entscheidung war. Nebenbei bemerkt: Alle Kinder des Kinderheims gehen zur Schule und gehören in ihren Klassen zu den Besten.

Nach erlebnisreichen Tagen in Kathmandu fuhren wir auf dem Arniko-Highway in Richtung Gati. Unser Partnerdorf musste aber noch warten. Im Borderlandsresort, in wunderschöner Umgebung, wartete ein zweitägiger Teambildungs-Workshop mit Vertretern aus Gati, Shakuan, Dandakateri und Dansing auf uns. Strategien für Problemlösungen zu entwickeln, ohne, dass man miteinander kommunizieren kann, war schon eine große Herausforderung. Das Vertrauen in die gemeinsame Zusammenarbeit wächst natürlich, wenn die richtigen Lösungen gefunden werden.

 

Nach dem Aufenthalt in den Borderlands war es dann Zeit für den schweißtreibenden Aufstieg nach Gati, wo wir, wie immer, herzlich empfangen wurden. Während der drei Tage, die wir in dem Dorf verbrachten, konnten wir uns selbst über Erfolg, aber auch über Probleme unserer Projekte informieren. Seit März gibt es an unserer Schule erstmalig eine 10. Klasse. Im März 2011 wartet auf diese Schüler das Examen. Alle wissen, dass es sehr schwer wird, in Nepal das zentrale Examen zu bestehen. Darum bieten die Lehrer jeden Tag vier Stunden zusätzlichen Unterricht für die Schüler an – zur freiwilligen Teilnahme. Wie wichtig der Neubau des neuen Schulgebäudes war, sehen wir jetzt. Jede Klasse hat einen Klassenraum und ohne den Computerraum  und die Möglichkeit am Computer zu lernen, wäre eine Teilnahme am Examen sinnlos.

 

Unser Landwirtschaftsprojekt hat sich stabilisiert. Der Tomatenanbau unter Folie funktioniert,  jedoch sind in diesem Jahr einige Pflanzen von der Braunfäule betroffen. Über die Gründe und Gegenmaßnahmen haben wir mit den verantwortlichen Familien gesprochen.  Einige Familien haben sich zu einer Community zusammengeschlossen, ob für diese aber der genossenschaftliche Rahmen Basis sein wird, muss die Zukunft zeigen. Natürlich wird rund um Gati weiter aufgeforstet. Neue Setzlinge werden gezogen und eine Sicherung der Pflanzen erfolgt auch. Im unwegsamen Gelände haben wir gemeinsam einige der kleinen Bäume vom Unkraut freigestellt.

 

Der diesjährige Schwerpunkt ist der Bau eines neuen, erdbebensicheren Kindergartens. Nach einigen Startschwierigkeiten konnten wir gemeinsam am Fundament arbeiten. Wir mussten lernen, dass der notwendige Schotter nicht angeliefert, sondern per Hand aus großen Schiefersteinen mit Hammer geklopft werden muss – ein mühseliges Unterfangen. Aber nach dem Besuch des alten Gebäudes war allen schnell klar, wie wichtig die neue Einrichtung ist. Es ist einfach zu wenig Platz für die mehr als 20 Kinder und die Arbeit der zwei Kindergärtnerinnen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit englischen und nepalesischen Liedern und Gedichten wurden wir von unseren kleinen nepalesischen Freunden empfangen, die anschließend ausgelassen mit uns spielten.

 

Eine Woche vor unserem Besuch fanden die ersten Schritte für ein mögliches neues Projekt statt. Anne und Julia, Studentinnen der Ernährungswissenschaft aus Jena, sollten die Eignung des Geländes und des Klimas für einen Sanddornanbau untersuchen. Für Gati wird dieses Projekt wohl nicht Infrage kommen. Mandra, ein Ort oberhalb Gatis – also ca. 90 Minuten steiler Aufstieg – scheint aber geeignet zu sein. Neben Sanddorn sollen noch weitere Arten untersucht werden und es soll ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Mandra, Gati und Dandakateri werden. Das Coaching soll vom Forst- und Landwirtschaftsministerium erfolgen. An einem ersten Workshop haben wir schon teilgenommen.

Neben all diesen Eindrücken wollten die „Dutchies“ natürlich auch in Dandakateri nach der neu sanierten Schule sehen. Hier sind die Arbeiten fast fertig gestellt und die Eröffnung der Schule kann wie geplant zu Schuljahresbeginn, im März 2011, stattfinden. Nach vielen Arbeitsgesprächen in Gati erscheint es uns sinnvoll, ein Dorfentwicklungskonzept erarbeiten zu lassen. Dieses soll auch die Kooperation mit den Nachbardörfern beinhalten. Die Zeit in Gati ging viel zu schnell vorüber und nach vier Tagen mussten wir uns für den Abstieg fertig machen. Mit einer kleinen Zeremonie und mit vielen Tränen hieß es nun Abschied nehmen. Es ist jedes Jahr das Gleiche, es fällt sehr schwer zu gehen.

 

In Borderlands angekommen, bereiteten wir uns auf die anstehende Trekkingtour vor und hatten auch einige Stunden, um zu relaxen.  Am nächsten Tag brachte uns ein Bus ins Helambu, dem Ausgangspunkt der Trekkingtour. In 10 Tagen erklommen wir den Laurebinapass mit 4.600m, schliefen am heiligen See Gosainkunda in 4300m Höhe und durchwanderten das Langtangtal. In dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, Land und Menschen noch weiter kennen zulernen und die nepalesische Kultur besser verstehen zu lernen. Der Rückweg nach Kathmandu war eine abenteuerliche Busfahrt und nichts für schwache Nerven.

 

Die diesjährige Nepalreise war ein voller Erfolg. Und so schwer der Rückflug auch fiel, so freuen wir uns doch umso  mehr, im nächsten Jahr wieder zukommen und all das Neuerlebte in zukünftige Projekte und Ideen einzubringen.

Autor:

Unbekannt