Schon zum vierten Mal besuchten Schüler der „Namaste Nepal S-GmbH“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Freiberg ihre Freunde in Nepal.
Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem kleinen Bergdorf Gati, nahe der tibetischen Grenze, war riesig. Letztendlich wollten die Schüler mit eigenen Augen sehen, was sich in den vergangenen 12 Monaten verändert hat, ob sich ihr Projekt weiter so erfolgreich entwickelt hat. Auf ihrer Reise hatten die Schüler erstmals internationale Begleitung durch die Freunde vom Grotius College aus Freibergs Partnerstadt Delft. Die „Dutchies“, wie sie liebevoll von den Freibergern genannt wurden, hatten für das Nepalprojekt über 10.000 Euro bereitgestellt. Die Freiberger Schülerfirma hofft, dass mit dem Grotius College der Startschuss für ein grenzüberschreitendes Netzwerk von Schulpartnerschaften mit Nepal gestartet werden kann.
Doch bevor die Neugierde auf Gati befriedigt werden konnte, wartete für die Gruppe ein zweitägiger Workshop im Borderlandsresort, unweit von Gati. Neben einer Delegation aus Gati, nahmen erstmalig je fünf Vertreter aus den Nachbardörfern Dandakateri und Shakuwa sowie aus Dansing, dem Partnerdorf des Cotta-Gymnasium in Brand-Erbisdorf, an dieser Veranstaltung teil. Schwerpunktthemen waren neben der Erarbeitung des Projektplanes für 2009 auch die Diskussion um eine Erweiterung des Projektes auf die Nachbardörfer sowie die Herausarbeitung der eigenen Ressourcen in den Dörfern. Mit Letzterem sollen die Voraussetzung zu mehr Hilfe zur Selbsthilfe geschaffen werden.
Die vielen Diskussionsrunden wurden durch vertrauensbildende Teambildungsmaßnahmen aufgelockert. So waren verschiedenste Aufgaben zu lösen, bei denen die Teamfähigkeiten eines jeden in der 35 Mann starken Gruppe gefordert und gefördert wurden. Höhepunkt war dabei das Abseilen an einer fast senkrechten Wand am Wasserfall von Gati. Die gemeinsame Auswertung, Ideensammlung und Aufarbeitung der Geschehnisse führten zu einem neuen Bewusstsein für das gemeinsame Projekt bei den Schülern, sowie bei den Dorfbewohnern. Megh Ale, Vorsitzender der Partnerorganisation „Namaste Nepal Kathmandu“ betonte, dass es so einen Workshop in Nepal noch nicht gegeben hat. So war es nicht verwunderlich, dass Nepals zweitgrößter Fernsehsender „Kantipur TV“ vom Workshop berichtete.
Der Aufstieg nach Gati war wie immer schweißtreibend. In diesem Jahr wurde in drei Gruppen gegangen. So konnten die Nachbardörfer besucht werden und die „Dutchies“ konnten sich in Dandakateri davon überzeugen, dass eine Sanierung der Grundschule bzw. ein Neubau zwingend notwendig ist.
Der Empfang in Gati war sehr herzlich und emotional. Die Gäste erhielten unzählige Blumenketten als Zeichen der Freundschaft und Dankbarkeit. Viel Zeit zur Besinnung blieb aber nicht, denn auf dem Schulgelände wurde ein Screening-Termin für das zweite Augencamp im Januar 2009, welches durch die Schülerfirma finanziert wird, durchgeführt. An diesem Tag wurden 174 Patienten aus den Bergdörfern um Gati hinsichtlich der unterschiedlichsten Augenkrankheiten untersucht. 17 Betroffene können im Januar während des zweiten Augencamps operiert werden.
Die Situation an der Schule hat sich weiter stabilisiert. So hat das staatliche Schulsystem zwei Lehrer übernommen, die bisher von der Schülerfirma finanziert wurden. „Dies ist ein deutliches Zeichen der Anerkennung unserer Arbeit.“ betonte Projektkoordinator Steffen Judersleben. Die Freiberger konnten auch die ersten 450 Bücher der Schulbibliothek in Augenschein nehmen. „Jetzt können die Schüler zu Hause in den Familien Geschichten vorlesen oder z. B. in Bilderbüchern zeigen, wie das Meer aussieht.“ erzählt Anne Knoll voller Stolz.
Neues wird in Nepal immer mit einem Fest eingeweiht. Die Schülerfirma finanzierte in diesem Jahr den Bau eines Spielplatzes an der Schule. Die Einweihung war eine richtige Zeremonie und nahm viel Zeit in Anspruch. Am Schluss wurde dann gemeinsam Fußball und Volleyball gespielt, natürlich mit gemischten Mannschaften.
Für die Jüngsten im Kindergarten gab es viele Geschenke von ihren Altersgefährten aus dem Kindergarten in Langhennersdorf und dem evangelischen Kindergarten in Freiberg. Der kleine Kindergarten war bis auf den letzten Platz gefüllt und „große“ Freiberger und „kleine“ Nepalesen hatten viel Spaß beim gemeinsamen Spielen.
„In den Gastfamilien konnten wir uns vom Fortschritt unseres Ofenprojektes überzeugen. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, wenn nicht mehr am offenen Feuer gekocht wird und der Rauch über die neuen Öfen nach außen abgeleitet wird.“ berichtete Stefan Reichelt.
Die Tage in Gati gingen für alle Gäste viel zu schnell vorüber. Das Wissen, bei Freunden fern in der Welt willkommen zu sein, macht den Abschied jedes Jahr schwieriger, aber die Freude auf ein baldiges Wiedersehen umso größer.
Um ein tieferes Verständnis für Land und Leute zu erhalten, fand auch dieses Jahr wieder eine mehrtägige Trekkingtour statt, sowie ein mehrtägiges Kulturprogramm in Nepals Hauptstadt Kathmandu.
Arbeitsprogramm 2009 und 2010
- Erweiterung der Schule bis zur 10. Klasse. Hierfür muss die Schule baulich vergrößert werden.
- Bau eines neuen Kindergartens in Gati
- Sanierung oder Neubau der Grundschule in Dandakateri
- Ausbau der medizinischen Versorgung für Gati und die umliegenden Dörfer
- Erstellung der Planung und Beginn des Baus einer Trinkwasserleitung für alle Häuser in Gati.
- Unterstützung von Projekten „Hilfe zur Selbsthilfe“ wie z.B. Vergabe von Kleinkrediten im Bereich Landwirtschaft oder bei der Textilproduktion.
- Finanzierung von Ausbildung um die Voraussetzung für eine zukünftige Wertschöpfung im Dorf zu schaffen.
- Unterstützung beim Wiederaufbau eines Dorfes nach dem Dammbruch im Überflutungsgebiet Nepals.