Schulpartnerschaft überwindet Grenzen!
17.11.2005

Nepalreise 2005

Vom 06. bis 17. November 2005 fand im Rahmen der Schulpartnerschaft der erste Schüleraustausch statt. Eine neunköpfige Schülergruppe reiste nach Nepal um Gati und die Kali Devi Primary School zu besuchen.

Begleitet wurden die Schüler von Englischlehrerin Dagmar Franke sowie Steffen Judersleben und Tom Walther als Projektkoordinatoren.

 

Nicole Würzner aus der zehnten Klasse des Scholl-Gymnasiums berichtet über ihre Eindrücke:

„Als ich am 6. November ins Flugzeug stieg, wusste ich nicht wirklich, was mich erwartet. Unter die Vorfreude, endlich unsere Partnerschule besuchen zu können, mischte sich stets auch ein mulmiges Gefühl der Ungewissheit. Das erste Mal überhaupt flog eine Gruppe von Schülern unseres Gymnasiums nach Nepal, in eines der ärmsten Länder der Welt. Und ich durfte dabei sein…
Am Flughafen von Kathmandu wurden wir von unseren nepalischen Projektpartnern herzlich empfangen. Die ersten Eindrücke, die wir während der Fahrt zum Hotel von der Hauptstadt bekamen, sorgten allerdings schnell für ungläubige Blicke und nachdenkliche Stimmung. Soviel Armut in so kurzer Zeit hatte ich vorher noch nie selbst gesehen. Vor allem die Bilder der vielen bettelnden Kinder waren schockierend und werden immer in meinem Gedächtnis bleiben.

Am nächsten Morgen fuhren wir in Richtung Gati, etwa 100 km von Kathmandu entfernt, wobei wir die meiste Zeit auf dem Dach des Busses verbringen durften – ein tolles Erleb-nis, wie ich meine. Das Dorf selbst liegt etwa 500 Höhenmeter oberhalb der Straße, weswegen uns noch ein längerer Fußmarsch bevorstand. Oben angekommen erlebten wir eine sehr emotionale Begrüßung durch die Dorfbevölkerung. Die Kinder hatten Blumenketten gebastelt, die sie uns nun mit einem Lächeln im Gesicht umhängten. Nach einer feierlichen Ansprache bezogen wir jeweils zu zweit Quartier bei unseren Gastfamilien, worauf ich mich besonders gefreut hatte. Anders als ein „normaler“ Tourist bekamen wir so einen umfassenden Einblick in die Gepflogenheiten und den Tagesablauf der Nepalis.

Wir alle waren tief beeindruckt von der Gastfreundschaft der Einheimischen. Der Aufwand, der in der Familie um unser Wohlbefinden betrieben wurde, war mir manchmal fast ein wenig peinlich. So wenig die Menschen auch selbst besitzen, sie teilen es mit ihren Gästen.
Ein Höhepunkt unseres Aufenthaltes war die feierliche Eröffnung des Kindergartens, wofür wir die benötigten finanziellen Mittel bereitstellen konnten. Außerdem hatten wir eine Menge Spielzeug im Gepäck. Belohnt wurden wir mit vielen strahlenden Kinderaugen.
Im Anschluss daran besuchten wir unsere Partnerschule, wo wir wiederum mit Blumen-ketten empfangen wurden. Obwohl die Schule selbst erst vor nicht allzu langer Zeit neu gebaut worden ist, fehlt es praktisch an allem: Es gibt nur wenige Stifte, Hefte und Bücher. Die Schulbänke sind klein und eng und die Tafeln nicht benutzbar. Der ohnehin schon gravierende Mangel an Lehrkräften wird dadurch noch verstärkt, dass die beiden derzeit unterrichtenden Lehrer kaum motiviert und unzureichend ausgebildet sind. Wie soll ein Kind Englisch lernen, wenn selbst der Lehrer die Sprache nicht beherrscht? Nachdem ich diese Zustände mit eigenen Augen gesehen habe, weiß ich mehr denn je zu schätzen, dass ich im frisch sanierten Haus Albertinum lernen darf. Ebenso bin ich mir bewusst geworden, wie dringend unsere Hilfe benötigt wird. Für die Abende hatten die Dorfbewohner jeweils ein Kulturprogramm vorbereitet. Es war faszinierend, den Kindern bei ihren Tanzdarbietungen zu traditioneller Musik zuzuschauen.

Leider geht auch die schönste Zeit einmal zu Ende, und so mussten wir am nächsten Tag Abschied nehmen von Gati. Dieser fiel nicht nur mir recht schwer, da wir die Bewohner in der kurzen Zeit doch sehr lieb gewonnen hatten. Trotz ihrer materiellen Armut brachten uns die Menschen so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft entgegen, wie wir es aus unserer Heimat nicht gewohnt waren. Nach einem Moment der Traurigkeit überwog bei mir aber dann letztlich doch das positive Gefühl der Gewissheit, dass aus Partnern nun Freunde geworden waren.
Für uns ging es anschließend noch auf eine kleine Trekkingtour, die von unseren Projekt-partnern organisiert worden war – als Dank für unsere Mühen sozusagen. Die Route war zum Teil recht beschwerlich und anstrengend.
Die großartigen Ausblicke auf das Himalaya-Gebirge ließen die Erschöpfung aber immer wieder vergessen.
Eine Schlauchbootfahrt sowie ein wenig Sightseeing in Kathmandu und Umgebung komplettierten unseren Aufenthalt am Dach der Welt.
Die Reise war für mich das größte Abenteuer meines bisherigen Lebens und ich bin dank-bar, dass ich die Möglichkeit hatte, an diesem ersten Schüleraustausch teilzunehmen. Nepal hat bei uns allen prägende Eindrücke hinterlassen und die Sichtweise auf bestimmte Dinge verändert. Leider ging die Zeit sehr schnell vorbei, doch sind wir uns einig, dass wir dieses auf seine Weise besondere Land nicht zum letzten Mal besucht haben.“

Autor:

Unbekannt